Unsere Chronik - Handwerkerverein Viechtach

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Chronik des Handwerkerverein Viechtach von 1899 - 2009 

Der Anfang – Strukturierung des Handwerks  
„Wir, Wilhelm von Gottes Gnaden deutscher Kaiser, König von Preußen e.c. verordnen im Namen des Reiches nach erfolgter Zustimmung des Bundesrats und des Reichstags das Gesetz, betreffend die Änderung der Gewerbeordnung vom 26. Juli 1897.“
 Das Handwerk sieht in dieser Änderung der Gewerbeordnung den Beginn der deutschen Handwerksordnung, die damit am 26. Juli 1997 hundert Jahre alt wurde. Im Hintergrund der Verordnung war das Gefühl, daß das Handwerk einer einheitlichen Interessenvertretung bedurfte – auch um auf den Staat zur Förderung der Gewerbe besser einwirken zu können. Die Zeit der Zünfte, die nur auf das Wohlergehen ihres jeweiligen Gewerks achteten und nicht auf das Ganze des Handwerks blickten, hatten sich überlebt. Deshalb kam man in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts auf die Idee, Handwerkskammern zu bilden, die Rechtsverhältnisse der Innungen und Innungsverbände neu zu regeln und das Lehrlingswesen zu ordnen. Bereits im Vorfeld hatte der Zentralvorstand der vereinigten Innungsverbände Deutschland mit Reichskanzler Bismarck und Kaiser Wilhelm II. sowie Abgeordneten der verschiedenen Parteien des Reichstags Gespräche geführt, bei denen es um die Neuordnung des Handwerks ging.  
Diese Neuordnung brachte zweifelsfrei viele Vorteile für den Neubeginn des Handwerks im 20. Jahrhundert aber mit der Beendigung des Zunftwesen litten auch die geselligen Zusammenkünfte der Handwerker und den damit verbundene Gedankenaustausch der regionalen Gewerbe untereinander. Aus diesem Grund kam es in der damaligen Zeit zur Bildung vieler Interessenvertretungen. Die größte Sparte im Raum Viechtach, das Bau-Handwerk faßte am 25. Juli 1899 den Entschluß einen Verein als Bau-Handwerkerverein des Marktes und Bezirksamtes Viechtach zu gründen.

Der Handwerkerverein wird aus der Taufe gehoben
Damit war der heutige Handwerkerverein Viechtach aus der Taufe gehoben. Bei der Gründungsversammlung am 24. September 1899 wurden die ersten Vorstands- und Ausschußmitglieder gewählt.

1. Vorstand            
Josef Schroll     
Zimmerermeister   
Kassier und Vereinsdiener  
Jakob Reil  
Maurermeister   
Schriftführer/dam. Sekretär  
Alois Baumann
Feilenhauermeister   
Beisitzer  
Josef Meimer  
Zimmermann 
Beisitzer  
Georg Niedermayer
Schreinermeister   
Beisitzer  
Johann Pfeffer  
Zimmererpolier   
Beisitzer  
Xaver Zankl  
Maurer  
                                                                     
Der Verein zählte bereits bei der Gründungsversammlung 65 Mitglieder. Als erstes Vereinslokal wurde der Gasthof „Schierlitz“ festgelegt. Am Ende des Gründungsjahres hatte der Verein bereits positiv gewirtschaftet und bei 87 Mark Einnahmen, Ausgaben von 64 Mark und 5 Pfennige, einen Gewinn von 23 Mark und 5 Pfennige erzielt. 

Die Anfangsjahre mit Höhen und Tiefen  
Die Anfangsjahre beginnen mit vielen Höhen und Tiefen, obwohl nur wenige Aktivitäten den Aufzeichnungen hervorgehen. Das Vereinsleben in den ersten Jahren bestand ausschließlich in der Pflege der Geselligkeit unter den Handwerkern, so wurden bereits in dieser Zeit turnusmäßige Gesellschaftstage abgehalten, dieser traditionellen Stammtisch hat der Verein bis in die heutige Zeit erhalten. Im Jahre 1901 wurde die erste Vereinsfahne geweiht. Fahnenmutter war hierbei die Herbergsmutter Schierlitz.  Im selben Jahr wurde der 1. Vorstand bei einem „Firstbier“ in Karglhof bei Kollnburg von einem Zimmermann erstochen. Der Viechtacher Kupferschmied Georg Schießl trat anschließend seine Nachfolge an und übernahm die Vereinsführung bis in das Jahr 1904, diese Zeit läßt sich schwer zurück verfolgen, da die protokollarischen Aufzeichnungen nur spärlich bestehen. Die Aufzeichnungen des Vereins beginnen im Jahre 1906, nachdem der neu gewählte Vorstand Georg Niedermayer ein Protokollbuch an den Sekretär des Bauhandwerkerverein Viechtach, Malermeister Josef Schaffer am 02. Februar 1906 übergab. Die Mitgliederzahl der ersten Jahren hielt sich relativ konstant und konnte 1906 mit 60 Mitgliedern beziffert werden. (Auszug der erstmaligen schriftliche Erwähnung)
 
Die ersten Aktivitäten beginnen
Im Jahre 1907 beschließt die Vorstandschaft unter Georg Niedermayer, der 15 Jahre an der Spitze des Vereins stand, jährlich einen Ball mit Musik im Gasthof Schierlitz zu veranstalten, eine Rarität zur damaligen Zeit. Im selben Jahr wird der Entschluß gefaßt, sich dem bayerischen Handwerkerbund anzuschließen um größeren Einfluß zu haben. Die Eigenständigkeit des Vereins wurde aber trotzdem gewahrt. Karl Röckl, damaliger Kassier konnte einen zum Jahresende einen Fond von 44 Mark und 10 Pfennige vorweisen. Bereits kurze Zeit später machte sich der Einfluß bemerkbar. 1909 beschloß man ein Gesuch an den Vertreter der Zentralstelle für Industrie, Gewerbe und Handel einzureichen, indem die Bitte vorgebracht wurde, bei eventuellen Eisenbahnbauten die einheimischen Handwerker und Geschäftsleute zu berücksichtigen.
 
Rückschlag durch den 1. Weltkrieg 
Protokollarisch ruhten die Vereinstätigkeiten während des 1. Weltkrieges von 1914 bis 1918, was für den Verein einen erheblichen Rückschlag bedeutete. Wie jedoch dem Kassenbuch zu entnehmen ist wurden in den Kriegsjahren Pakete für Soldaten an die Front geschickt und Gedenkgottesdienste für die Gefallenen organisiert. Unmittelbar nach den Kriegsjahren wurden die Vereinsaktivitäten wieder aufgenommen und eine Generalversammlung abgehalten. So wurde 1919 eine Aufnahmegebühr von 2 Mark und eine Jahresbeitrag von 1 Mark festgelegt. Weiter entschloß man sich jährlich ein hl. Amt für die verstorbenen Mitglieder mit Jahrtag und abends eine gesellige Tanzunterhaltung abzuhalten. Ein Jahr später verstarb überraschend der damalige Vorstand Georg Niedermayer, an seine Stelle trat Hans Kosina, Wagnermeister aus Viechtach. Bereits zu jener Zeit beabsichtigte die Vereinsführung die Eintragung in das Vereinsregister. Die Aufnahmegebühr wurde 1923 zu Beginn der Währungs-Inflation auf 500 Mark festgelegt, der Vereinsbeitrag bezifferte sich vierteljährlich auf 60 Mark. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Verein 95 Mitglieder und hatte sich von seiner Struktur wieder gefestigt.  
 
Kassier legt mit einem Gewinn von 213 900 017 338 Mark sein Amt nieder  
Alles andere als gefestigt war in der damaligen Zeit die Stabilisierung der Währung. Im Dezember 1923 verbuchte der damalige Kassier Georg Altmann Einnahmen in Höhe von
1 113 900 017 803 Mark (= 1 Billion, 113 Milliarden, 900 Millionen, 17 Tausend und 803 Mark). Mit einem Gewinn von mehr als 200 Milliarden legte der Kassenführer entnervt sein Amt nieder. Die Kassengeschäfte übernahm 1924 Josef Mathes, nachdem sich nach der Währungsreform die finanzielle Lage wieder stabilisiert hatte. Die Aufnahmegebühr wurde auf 2 Goldmark und der Jahresbeitrag auf 1 Goldmark fixiert. Im selben Jahr kommt es zum ersten Höhepunkt in der Geschichte des Handwerkervereins. Der Verein mit seinen inzwischen auf 140, darunter 19 Ehrenmitglieder, angewachsenen Mitgliederbestand beging das 25jährige Gründungsfest. Drei Jahre später - 1927 wurde mit Hans Bergbauer ein neuer Vorstand gewählt, ihm war es zu verdanken, daß 1928 eine Gewerbeschau durchgeführt werden konnte. Im selben Jahr schloß sich der Verein dem Raiffeisenverein an, bei dem erstmals mit 126 Mark eine Festanlage gemacht werden konnte. Außerdem bemüht sich der Verein für die Unterstützung einer gewerbliche Fortbildungsschule, hierfür werden mehrere Gesuche an den Gemeinderat gestellt.
 
Handwerkerverein kurz vor dem Aus  
Der Verein beschließt noch 1928 sich dem bayerischen Gewerbebund anzuschließen, was offensichtlich das „Aus“ für den Verein bedeutet hätte, denn ein Jahr später entschließen sich die Handwerker „ wörtlich - den Verein wie bisher zu belassen“ und statt dessen mit einem Zirkulär Propaganda für die neu gegründete freie Gewerbe-Innung zu machen. Der Verein meldete regelmäßig die neuen Vorkommnisse an den Gewerbebund weiter, mit dem man bis 1930 in sehr engen Kontakt stand.1929 wurde in der damalige Generalversammlung erstmals mit Sattlermeister Josef Baur ein 2. Vorstand gewählt.  1930 gab es erneut einen Wechsel der kompletten  Vorstandschaft, Georg Niedermayer Schreinermeister aus Viechtach wurde zum 1. Vorstand gewählt, während Sattlermeister Josef Baur weiter als dessen Stellvertreter fungierte. Den Aufzeichnungen aus dem Jahre 1931/32 geht hervor, wie schlecht es um das damalige Handwerk und Gewerbe stand.
 
Handwerkerverein sagt „Schwarzarbeit“ den Kampf an  
Durch Auftragsentziehung, Regiebetriebe, Schwarzarbeit und Steuerüberlastung war das gesamte Handwerk nahe der Verelendung preisgegeben. Das hiesige Handwerk wurde fast vollständig vernichtet, so daß der Vorsitzende des Handwerkervereins sich mehrmals über die Tageszeitung zu Wort meldete, außerdem rief der Verein zu Handwerkerkundgebungen auf. Die Nerven lagen zur damaligen schwierigen Zeit blank, dies beweist ein Eintrag, den der Handwerkerverein in der Tageszeitung abdrucken lies. Hier wörtlich der Textinhalt:
„Notlage des Handwerks“
Unterzeichneter Verein sieht sich veranlaßt durch die Not der Zeit an die verehrliche Einwohnerschaft Viechtachs das dringende Ersuchen zu stellen, bei eventuellen Bedarf von Handwerkererzeugnissen bei hier ortsansässigen Handwerkern und Geschäftsleuten zu kaufen. Die Handwerker sehen sich durch die letzten Tagen vorgekommene Unsitte bedrängt, daß von herumziehenden Händlern sehr ausgiebig gekauft werde, wenn daneben das ortsansässige Handwerk ohne Arbeit ist. Sollten die betreffenden Geschäftsleute weiter in dieser Weise das Hausierhandwerk unterstützen, so sieht sich obiger Verein genötigt, solche Geschäfte und Lokale zu meiden. Dasselbe gilt auch für solche Geschäftsleute welche auswärtige Handwerker und Schwarzarbeiter beschäftigen.
In dieser wirtschaftlich schlechten Zeit folgte ein fast jährlicher Wechsel der Herbergsväter (Heitzer, Brunner, Wimmer) im Vereinslokal Gasthof Schierlitz.
 
Die Zeit des Nationalsozialismus beginnt  
Als die Zeit des Nationalsozialismus beginnt, wird der Vorsitzende als Vereinsführer umgetauft und die Versammlungen endeten mit dem damaligen Gruß an den Führer. 1938 wechselte mit Georg Trellinger erneut der Herbergsvater im Vereinslokal. Der Handwerkerball wurde mit dem Bürgerball zusammengelegt und in der Turnhalle abgehalten. Der Verein zählte vor Beginn des 2. Weltkrieges noch 105 Mitglieder, ferner wurde ein Kassenbestand von 69,02 Mark registriert. Wie schon zur Zeit des 1. Weltkriegs ging das Vereinsleben während des Krieges im geringen Umfang weiter. Es wurden für die gefallenen Soldaten Beerdigungs- und Gedenkgottesdienste abgehalten. Der Jahrtag und die regelmäßigen Wanderungen wurden weiter durchgeführt. Als am 24. April 1945 die amerikanischen Truppen einmarschieren wurde wie allen anderen Vereinen, auch dem Handwerkerverein die Ausübung jeglicher Tätigkeit, Versammlung und Aktivität untersagt.
 
Wiederaufnahme der Vereinstätigkeiten 
Nach Überwindung schwerster Besatzungsjahre lud das Mitglied Adolf Grotz am 9. Januar 1949 die Handwerker zu einer Versammlung in das Gasthaus „Zum Paradies“ (Cilly Fendl) ein. Erfreulicher Weise war die Versammlung mit 44 Mitglieder so gut besucht, daß dem Verein neues Leben eingehaucht wurde. 54 Neuaufnahmen gehen den Aufzeichnungen im Jahre 1949 hervor. 50 Jahre später, 1999 sollten davon nur mehr zwei Handwerker am Leben sein (die beiden Ehrenmitglieder Bäckermeister, Hans Vogl und Schlossermeister, Hermann Haas)
In dieser Versammlung wurden wichtige Wahlen durchgeführt und zahlreiche Beschlüsse gefaßt. Adolf Grotz, Spenglermeister aus Viechtach ging der Neuwahl als Vorsitzender hervor. Als Vereinslokal entschied man sich für den „Hirschenwirt“ welchen Georg Trellinger führte. Die Aufnahmegebühr und den Jahresbeitrag setzte man auf 1 Deutsche Mark fest. Die eingestellten Wanderungen wurden ebenso wieder aufgenommen wie der jährliche Jahrtag und den Handwerkerball. Außerdem wurde beschlossen im August eine 50jähriges Gründungsfest abzuhalten.
 
Zum 50jährigen kam der Präsident der Handwerkskammer  
So wie beschlossen wurden im August 1949, der Verein zählte bereits 133 Mitglieder, das 50jährige Gründungsfest abgehalten. Es wurden die Handwerker- und Arbeitervereine aus der Umgebung ebenso eingeladen wie die Vereine der Pfarrei. Dem Festgottesdienst folgten zwei Festreden auf dem Marktplatz, des Präsidenten der Handwerkskammer Passau sowie des damaligen Landtagsabgeordneten Nirschl. Anschließend zog der Festzug zum Festplatz bei der Turnhalle, in der abends ein Festball statt fand. Die Turnhalle wurde von der Gemeinde unentgeltlich zur Verfügung gestellt, außerdem verlängerte der Landrat die Polizeistunde auf 2.°° Uhr, eine besondere Ausnahme in der damaligen Zeit. Mit einer Spende von 65 DM sorgte der Vereinswirt Georg Trellinger dafür, daß das 50jährige Gründungsfest gerade noch positiv bilanziert wurde, denn den Einnahmen von 920,25 DM standen Ausgaben in Höhe von 904,26 DM gegenüber, so daß gerade noch ein Gewinn von 15,26 DM zu verzeichnen war.
In den Jahren des wirtschaftlichen Aufschwungs der Bundesrepublik Deutschland setzte auch der Handwerkerverein Viechtach finanziell zu einem Höhenflug an, denn der Kassenbestand betrug 1956 stolze 308,45 DM. Der Mitgliederbestand stieg inzwischen auf 157. Bei der nachfolgenden Generalversammlung wurde beschlossen, noch im selben Jahr eine neue Fahne anzuschaffen, weil die alte stark verschlissen war. Die Weihe sollte mit dem Volksfest verbunden werden.

Handwerkerverein weiht seine neue Fahne 
Der Handwerkerverein weiht morgen seine neue Fahne“ titelte die Viechtacher Tageszeitung am Samstag, den 11. August 1956. Die Kosten der neuen Vereinsfahne betrugen 850,00 DM , diese wurden durch Sammlungen von den Mitgliedern nicht nur gedeckt, sondern es verblieben noch 200,00 DM für die Vereinskasse. Die Feierlichkeiten leitete der damalige 2. Vorsitzende Josef Baur, da Vorstand Adolf Grotz wegen Erkrankung fehlte, noch im selben Jahr erlag er seiner schweren Krankheit. Als Fahnenmutter stand Therese Baur zur Verfügung, die Weihe vollzog der damalige Stadtpfarrer Herr Ernst Häusler. Besondere Erwähnung findet in den Niederschriften der Patenverein vom Handwerkerverein Kollnburg. Ein Jahr später mußte nach dem Ableben des 1. Vorsitzenden eine Nachwahl stattfinden, Josef Baur übernahm 1957 die Vereinsführung. Hans Bergbauer jun. rückte als 2. Vorsitzender nach. Dem Antrag nach 40jähriger Vereinszugehörigkeit keinen Beitrag mehr bezahlen zu brauchen wurde statt gegeben. Ein weiterer Antrag, in Viechtach eine eigene Kreishandwerkerschaft zu gründen, wurde für gut geheißen, schließlich aber nicht realisiert.
1959 übernimmt der Handwerkerverein die Patenschaft bei der Fahnenweihe des Handwerkerverein St. Englmar. In den folgenden Jahren behält der Verein zwar seine traditionellen Aktivitäten bei, hat aber Schwierigkeiten neue Akzente zu setzten. Die Beteiligung an Veranstaltungen wird in den folgenden Jahren immer schlechter. Bis nach 12jähriger Amtszeit der 1. Vorstand, 1969 von seinem Amt zurücktritt. Die gute Auftragslage des Handwerks im Allgemeinen machte den Handwerkerverein vom „Unterstützungsverein“ zu einem reinen „Verein der Geselligkeit“. Auch die Mitgliederzahlen stagnierten und bezifferten sich nach der Amtszeit, des späteren Ehrenvorsitzenden Josef Baur auf 156.
 
Handwerkerverein erlebt neuen Aufwind
Josef Eckl, Hafnermeister aus Viechtach übernahm die Geschicke des Handwerkerverein im Jahre 1969. Ihm war es zu verdanken, daß durch viele zusätzliche Aktivitäten der Verein einen neuen Aufwind erlebte. Die Organisation von Faschingsunterhaltungen, Faschingsumzügen oder Volksfestzügen gehörten zum festen Jahresablauf des Vereins. Jährliche Fahrten zur Handwerksmesse oder Vereinsausflüge wurden arrangiert. Innerhalb von acht Jahren  stieg die Mitgliederzahl auf 327, so wurden allein im Jahre 1976, 76 Mitglieder in den Handwerkerverein Viechtach aufgenommen. Die Beteiligung beim traditionellen Jahrtag schraubte sich auf 185 Anwesende. Erstmals wurde der Maibaum auf dem Viechtacher Stadtplatz durch den Verein aufgestellt. Auf diversen Stadtmeisterschaften beteiligte sich der Verein und erzielte vordere Plätze. Gewandelt hatte sich der Verein auch, da nicht mehr ausschließlich Veranstaltungen geselliger Art stattfanden, sondern waren auch zahlreiche Bildungsveranstaltungen zu verzeichnen. Die Vereinsstatuten wurden 1976 durch eine Vereinssatzung abgelöst, die erstmals Ziele des Vereins definierte. Beabsichtigt wurde nach 1920 erneut die Eintragung in das Vereinsregister.
Der spätere Ehrenvorsitzende, Josef Eckl lehnte 1980 eine Wiederwahl ab, so daß der Viechtacher Heizungsbaumeister Franz Wittmann in seine Fußstapfen trat. Es folgten weitere erfolgreiche und arbeitsintensive Jahre, vor allem der eingeführte Handwerkerfrühschoppen. organisiert von Hans Zollner löste allgemeine Begeisterung aus. Ein Indikator für die gute Beteiligung war unter anderem, daß man jährlich zwei Vereinsausflüge organisierte und dies mit mehrere Busse erfolgte. Völlig überraschend trat aus persönlichen Gründen, Franz Wittmann vier Jahre später von seinem Amt zurück.  
 
Handwerkerverein mit Drei-Gestirn an der Spitze 
Nachdem in der Generalversammlung 1984 niemand mehr bereit war den Vorsitz des Vereins zu übernehmen, entschloß man sich dazu, die Satzung zu ändern und erstmals in der Geschichte des Vereins einen Dreier-Vorstand  zu wählen. Johann Filser, Heinz Schmelmer und Josef Zankl leiteten fortan als Drei-Gestirn die Geschicke des Vereins. Die Mitgliederverwaltung übernahm zum Teil, die Raiffeisenbank Viechtach und die Mitglieder-Stärke ist schlecht nachvollziehbar. Malermeister und Künstler Peter Paul Bruhn malte für den Maibaum, der alle Jahre aufgestellt wurde, sämtliche Handwerkersymbole. Verschiedenste Aktivitäten wurden gesucht wie Beteiligung an den „slowakischen Wochen“ oder die Durchführung von Wirtschaftsgespräche. Offensichtlich hatte sich dieser Dreier-Vorstand nicht bewährt, denn bei der nächsten Neuwahl im Jahre 1989 wählte man wieder einen Vorsitzenden an die Spitze des Vereins. Eduard Englmeier, Schreinermeister aus Viechtach wurde zum neuen Vorstand gewählt. Verstärkt wurde der Kontakt zu den Nachbarvereinen gesucht, was sich bei eigenen Veranstaltungen bemerkbar machte. Aus haftungsrechtlichen Gründen verzichtete man auf die Aufstellung des Maibaums. Der Mitgliedsbeitrag wurde auf 20 DM angehoben. Turnusmäßig besuchte man Kundgebungen des Handwerks und organisierte neben zahlreichen Informationsveranstaltungen einen Stapler-Führerschein. Eduard Englmeier kandidierte 1994 nicht mehr als Vorsitzender.  
 
Handwerkerverein ändert Zweck durch neue Satzung  
In der Generalversammlung 1994 wird mit Alois Pinzl, Bezirkskaminkehrermeister aus Viechtach ein neuer Vorstand gewählt. Die Mitgliederverwaltung wurde fortan wieder selber übernommen und man konnte 271 Mitglieder bilanzieren. Ein Aufruf zur Werbung junger Mitglieder zeigte bereits vier Jahre später Wirkung, denn bei der Jahreshauptversammlung 1998 konnte das 300. Mitglied in den Verein aufgenommen werden. Die monatlichen Gesellschaftstage im regelmäßigen Turnus, die es bereits zu Beginn des Jahrhunderts gab, wurden neu belebt. Die Fahne aus dem Jahre 1956 befand sich in solchem desolaten Zustand, daß sie 1996 durch eine Fahnenstickerei neu restauriert wurde. Im selben Jahr wurde das Vereinslokal gewechselt und man zog in den Gasthof „Zum Peter“ (Peter Trellinger) am Bahnhof. 1997 wurde eine neue Satzung verfaßt und der Zweck im wesentlichen geändert. Der Zweck des Vereins ist nun die Förderung der beruflichen Bildung und Erziehung, was sich in verschiedenen Schulungen im kulturellen, gesellschaftlichen und staatsbürgerlichen Bildungsbereich niederschlägt. Es folgte die Eintragung in das Vereinsregister des Amtsgericht Viechtach mit dem offiziellen Namen „Handwerkerverein Viechtach e. V.“ und ein Jahr später die Anerkennung der Gemeinnützigkeit in der beruflichen Bildung beim Finanzamt in Straubing.
  
Der Handwerkerverein feiert sein 100jähriges
Gebührend wird im Jahre 1999 das 100jährige Gründungsjubiläum gefeiert. Die Gründungsfahne aus dem Jahre 1901 wird restauriert und in der Stadtpfarrkirche gesegnet. Anschließend findet die Jahreshauptversammlung erstmals nicht im Vereinslokal, sonder ausnahmsweise in der Viechtacher Stadthalle statt. Die Stadt Viechtach überträgt dem Handwerkerverein die Ausrichtung des neuntägigen Viechtacher Volksfest mit Handwerkerfestzug. Parallel veranstaltet der Verein eine Handwerkerausstellung angegliedert an die Viechtacher Ausstellung im Schulzentrum. Der Verein gibt erstmals eine Jubiläumsmedaille in Silber heraus.
 
Das neue Jahrtausend beginnt
Der Handwerkerverein startet in das neue Jahrtausend in einem wahren Höhenflug. Seit 1997 erscheint eine eigene Vereinszeitung mit Jahresüberblick mit den Namen „Blickpunkt Handwerk“. Seit 02. Februar 2001 ist der Verein unter www.handwerkerverein-viechtach.de im weltweiten Netz. Ebenfalls 2001 organisiert der Verein eine ökologische Gewerbeschau, die 2003 als Gewerbeschau mit über 2000 m² Ausstellungsfläche wiederholt wird. Gleichzeitig veranstaltet der Handwerkerverein das erste Oktoberfest mit Handwerkerkundgebung  in der Stadthalle. Jährlich kann von 2003 – 2009 ein Staatsminister/in aus allen Ressorts als Festredner gewonnen werden. 2004 feiert die Stadt ihre 900-Jahr Feier, die Handwerkerverein stellt mit einem gigantischen Gespann die „Sage vom Pfahl“ nach und bereichert maßgeblich den historischen Festzug.
 
Vereinseigenes Gebäude wird angekauft und renoviert
2003 konnte ein lang ersehnter Wunsch realisiert werden. Mit Beschluss des Stadtrates vom 01. Dezember 2003 wurden die Weichen dafür gestellt, das „alte Feuerwehrhaus“ am Stadtplatz 20 (Flurnummer 2) zu erwerben. In einer eigens einberufenen außerordentlichen Mitgliederversammlung am 04. Dezember 2003 votierten dann alle Anwesenden dafür, den Ankauf zu tätigen. 2004 planen die Verantwortlichen ein Museum mit regionaler Bedeutung entstehen zu lassen. Ein Jahr später beginnen die umfangreichen Sanierungs- und Ausbauarbeiten. Die Baumaßnahmen sind 2006 abgeschlossen und so wird das „Haus des Handwerks“ am 18. November 2006 eingeweiht und kirchlich gesegnet.
 
2006 endet die Ära Pinzl
Nach zwölf äußerst erfolgreicher Arbeit kandidiert Bez. Kaminkehrermeister Alois Pinzl nicht mehr als Vorsitzender. Sein Nachfolger wird der Heizungsbaumeister Franz Wittmann. Noch im selben Jahr ernennt die Vorstandschaft Pinzl zum 1. Ehrenvorsitzenden des Vereins. Die weiteren Vorstandsmitglieder sind Karl-Heinz Pledl (stellv. Voritzender), Horst Knötig (Kassier), Alois Pinzl jun. (Schriftführer) und 2009 kommt Stephan Multerer (Webmaster) hinzu.
 
Der Handwerkerverein in der Gegenwart
Seit 2008 übernimmt der Verein die Betreuung von Jugendlichen im Rahmen einer Ganztagsbetreuung der Hauptschule Viechtach. Am 17. Juni 2009 findet hierzu eine Umweltausstellung als ganzheitliches Projekt statt. Informationsfahrten zu Fachmessen oder Betrieben, die Organisation vieler Informations- und Bildungsveranstaltungen gehören zum Vereinsleben. Die Gesellschaftstage aus der Gründungszeit finden seit 2007 auch für Damen statt. Die Teilnahme an zahlreichen Festen, Umzügen oder Jubiläen fordert den Verantwortlichen über 150 Termine im Jahr ab. Aber auch für das gesellschaftliche Leben arbeiten die Ehrenamtlichen des Vereins. Teilnahme an Ferienprogramm, Bürgerfest (u. a. Bierausschank 2005 und 2009) oder diversen Stadtmeisterschaften sind selbstverständlich. Kontinuität und Tradition sind verpflichtend so findet beispielsweise 2009, die 10. Vatertagswanderung, das 14. Preisschafkopfen oder das 8. Ferienprogramm in Folge statt. Die Homepage des Vereins wird 2009 gänzlich überarbeitet und moderniesiert.
 
Der Mitgliederstand zum 01.01.2009 beträgt 327 (davon 16 Ehrenmitglieder) mit großer Einigkeit und Zusammenhalt blickt der Verein optimistisch in die Zukunft.
 
Viechtach, im Jahre 2009
  
Alois Pinzl jun.
Schriftführer
  
anno Alois Pinzl
Ehrenvorsitzender

Quellen:
Kassenbuch des Handwerkerverein Viechtach ab 25. Juli 1899
Protokollbuch des Handwerkerverein Viechtach ab 02. Februar 1906


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